Von der Kunst zur modernen Diskurslinguistik
Der Sinn eines journalistischen Mediendiskurses konstituiert sich aus dem jeweiligen Text und seiner „Umgebung", genau so wie auch jedes Fleckchen Farbe in einem Gemälde seine Bedeutung durch den Einfluss der jeweils benachbarten Teilen erhält (vgl. Karl Bühlers Sprachtheorie 1934). Dazu gehören die Umstände des Sprechens sowie die Interaktion der Sprecher mit den jeweils akuten Umfeldern. Aus dieser engen Verbindung der Sprache mit der Existenz des Menschen ergibt sich die Notwendigkeit einer EXISTENZLINGUISTIK, die Corinna M. Kirstein hiermit begründet.
Es erweist sich als wichtig, die von Professor Eugenio Coseriu seit Mitte der 50er Jahre bis 2002 weiterentwickelte und von ihm selbst an literarischen Texten illustrierte Umfeldtheorie auf die neuen Medien zu übertragen. Dieses Vorgehen macht den innovativen, interdisziplinären Ansatz für alle Linguisten, Journalisten und Lehrenden nutzbar.
In die 1997 erschienene Dissertation von Corinna M. Kirstein flossen zudem insbesondere Anregungen ihrer Betreuerin, Prof. Dr. Brigitte Schlieben-Lange, vor allem zur Soziolinguistik. Wegen der steigenden Nachfrage an Orientierungsmustern im Zeitalter der Medienvielfalt mit einer noch zunehmenden Angebotsflut bezieht die Autorin speziell auch die anwendbaren Textoptimierungsverfahren des Medienlinguisten Prof. Dr. Heinz-Helmut Lüger mit ein. Die folgende, von C. M. Kirstein 2010 erstellte Grafik zeigt auf Basis der spanischsprachigen Original-Begriffe von Coseriu die Beziehungen zwischen Umfeldern, spanisch „entornos“, auf:
Welche Perspektiven eröffnet die heutige Internetkultur? „Mit dem Zugang zum Internet erhält jeder Leser selbst die Möglichkeit, sich per Mausklick praktisch ohne Umfang-beschränkung Informationen zu beschaffen, Hintergrund- und Vergleichstexte auch aus anderen Publikationsorganen zu konsultieren und Agentur-/Archivmaterial einzusehen. Bereits die Einstiegsseite bietet mit Querverweisen, Such- und Oberbegriffen ein breites Spektrum von Vertiefungs- und Verzweigungsmöglichkeiten", spezifiziert Heinz-Helmut Lüger in der Publikation „Entwicklungstendenzen in den Massenmedien – Die Presse" (Große, E.U. / Lüger, H.H.: „Frankreich verstehen", Darmstadt 2008, 261).
Die nonlineare Hypertextualität und der modulare Aufbau der Internet-Diskurs-Struktur bringen es mit sich, dass der Leseeinstieg potenziell auf jeder Seite vorgenommen werden kann, was einer sequenziellen, diskontinuierlichen Nutzung gleichkommt. (Mehr im Menüpunkt Umfeld-Praxis.)